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Pret a Porter
Printemps - Ete 2006


Weiß in allen Farben

Weiße Westen, wohin man schaut. Die Designer auf den Mailänder Männer-Modenschauen für die Sommersaison 2006 haben einen gemeinsamen Nenner: Die reinste aller Farben in sämtlichen Variationen. Das weiße Grundrauschen vereinigt um sich ein Farbspektrum, das insgesamt leisere Töne anschlägt als in der vorangegangenen Saison. Blau, Flieder oder Rosa in pastelligen, rauchigen und hellen Abstufungen stehen neben sanften Farbeinflüssen aus der Natur.

Donatella Versace hat von Hollywood den Auftrag bekommen, für das anstehende Kino-Remake der 80er-Jahre-TV-Serie „Miami Vice“ die Kleidung und den Look der Hauptakteure Crocket und Tubbs zu entwerfen. Kein Wunder, dass ihr Defilee weiße Anzüge mit tief ausgeschnittenen T-Shirts und schwarz-weiß gemusterte Hemden zeigt. Dazu tragen die Models Slipper und Schnürschuhe im gleichen Farbkontrast, die Hemden bleiben offen und die Muskeln spielen unter der Lederweste. Seidenhemden und Badeshorts erinnern an Miami und sein glamouröses Strandleben.

Maskulin und luxuriös „Männer sollten keine Angst davor haben, Weiß zu tragen, selbst wenn der Farbe der Ruf des Fragilen anhaftet. Sie ist das Symbol einer neuen Art von Luxus.“ Das wünscht sich der belgische Designer Dirk Bikkembergs. Und auch Gabriele Strehle hat sich mit der Frage nach der Männlichkeit von Weiß beschäftigt: „Ich habe es in Schattierungen von milch- bis graustichig umgesetzt. Kombiniert mit griffigen Stoffen, wirkt die Farbe dann durchaus maskulin“, sagte die Frau hinter der deutschen Marke Strenesse am Rande ihrer Präsentation.

Die Jeans neu zu erfinden, ist den letzten Jahren immer mehr zur Kür des Mailänder Duos Dolce & Gabbana geworden. In diesem Jahr bringen sie einen zweiten Reißverschluss am Hosenschlitz an, und der darf sogar aufstehen.

Das wichtigste Kleidungsstück bei Burberry Prorsum ist der Trenchcoat - in diesem Jahr auch gleich mit großen goldenen Knöpfen. Das englische Label ist schon lange einer der Höhepunkte der zweimal im Jahr stattfindenden Mailänder Männer-Defilees. Hinter den vielfältigen Looks steht Designer Christopher Bailey. Das England der Swinging Sixites sowie Werk und Lebensstil des Fotografen Lord Snowdon und Lord Lichfeld bilden den thematischen Hintergrund seiner neuen Kollektion.

Glanz und Knitter Eleganz ist alles im nächsten Sommer. Doch die Designer der Mailänder Männer-Modenschauen verstehen darunter etwas anderes, als sich mit Hemd und Sakko in Schale zu werfen. Eleganz bedeutet auch Freiheit. Freiheit von allem, was einengt und einschränkt.

Emporio Armani demonstrierte, wie ungezwungen man das Thema Eleganz auffassen kann. Das Hemd unterm Sakko bleibt aufgeknöpft. Einige Hosen werden statt mit Gürtel durch eine geflochtenen Borte gehalten. Bermuda-Shorts werden kombiniert mit ungefütterten Lederblousons, glänzende Oberflächen treffen auf Knitter-Optik.

John Ray, Designer für das italienische Traditionshaus Gucci, ließ sich von der Sommerfrischler-Eleganz der 30er Jahre inspirieren. Die europäischen Aristokraten auf Sommerurlaub in Venedig. Das bedeutet in seine Mode übersetzt: Die Hosen sind leicht und weit geschnitten, das Sakko wird auch gerne mal gegen Strickjacke oder Pullover ausgetauscht, die Krawatte bleibt dabei an. Denn mit Nachlässigkeit will das Ray nicht verwechselt sehen. Selbst ein schlichtes T-Shirt hat bei Gucci immer noch eine gewisse Würde.

Geht der Blick etwas tiefer auf die Schuhe, stellt man fest, dass der Sportschuh auf den Mailänder Laufstegen fast gänzlich verschwunden ist. Chic und leger geht auch ohne Streifen. Deshalb trägt Mann im nächsten Sommer Slipper und Mokassins. Die Auswahl an Materialien und Variationen wird unüberschaubar sein: Lack- und Krokoleder, markant mit Schnalle oder hinten geöffnet wie Pantoffeln, vor allem aber oft in sehr kräftigen Farben. Die Schuhe werden zum Blickmagneten.

Dazu schlägt Laura Biagiotti blütenbestickte gestreifte Polos vor, genauso wie gänzlich floral bedruckte Anzüge, am liebsten in Pfirsichrosa. Das Ringel-T-Shirt gibt es ab sofort nicht mehr nur in der Gaultier-Kollektion, Biagiotti sieht dazu einen dreiteiligen Anzug und als sommerlichen Mantel einen federleicht Trenchcoat.

Hedi Slimane für Dior, Marc Jacobs für Louis Vuitton, Yohji Yamamoto, John Galliano, Naoki Takizawa für Issey Miyake und Paul Smith – waren die wichtigsten Vertreter des Pariser Modemarathons von fast 50 Shows.

Vom kühlen Banker-Chic bis zum legerem Bohemien-Outfit, von hochwertiger Sportswear bis hin zum außerirdischen New-Age-Look. In diesem Jahr ist alles dabei, was stilbewusste Männerherzen höher schlagen lässt. Der Focus auf die Männermode hat sich im Ganzen verstärkt, denn viele Designer lösen sich aus ehemaligen Verbänden und stellen eigene Kollektionen auf die Beine. So auch der bärtige Walter van Beirendonck, der nach einer langen Pause und seiner Trennung vom Team mit Ann Demeulemeester und Dries van Noten mit der Linie „Relics for the Future“ sein erstes Lebenszeichen nach einigen Jahren Pause von sich gibt.

Ann Demeulemeester selbst zeigt ihre Kreationen für den Mann zum ersten Mal abgetrennt von ihrer Frauen-Kollektion. Ein weiteres Debüt feiert Thomas Engelhart, der in Paris seine Entwürfe für Thierry Mugler zeigt. Ebenso präsentieren das Duo Mark Eley und Wakako Kishimoto (bekannt als Eley Kishimoto) ihre erste Männerkollektion, nachdem man in London bereits ihre Woman’s-ready-to-wear-Linie frenetisch gefeiert hat.

"Today's man is more comfortable with himself and lets his real personality shine through," sagt Hermes Designer Veronique Nichanian. "Before, he followed trends, but basically never deviated from a set dress code. Today, he mixes it up a bit."

Francesco Smalto Designer Franck Boclet, der am Laufsteg Krawatten und gemusterte Anzüge präsentierte, erzählte der französischen Presse dass moderne Männer chamäleonartig sind und sich nach ihrer Stimmung anziehen.

Und in Paris, fand sich für jeden etwas, von gestreiften Sakkos im 80er Look und schulterfreien Tops bis zu bunten Patchwork Kreationen und gewagten geschnürten Lederhosen.

BRIGHT IDEAS/Weiss auf weiss
What goes best with white? More white

FRESH PRINTS/Frische Muster
An alternative to the monochrome look

HANGING LOOSE/Leger und weit
Trousers designed to go with the flow

ROCK-STEADY Style
Everybody must get Stoned

BROTHERS IN ARMS/Arme hoch!
Ditch the sleeves, break out the big guns

GARDEN PARTY/Blumenmuster
Real men wear floral patterns

MAJOR SHORTAGE/Shorts
Dressed-up ways to show a little leg

Miami Nice
Colors that'd make Sonny Crockett (pale) green with envy

ABNORMAL FORMAL/Lockerer Chic
The high-fashion equivalent of your old tux-print T-shirt

SLIM CHANCES/Schmaler Schnitt
Some designers still like to cut it close

LOW WAISTE
Wear your trousers low - it just looks more sexy!

HATS
Everbody needs a hat

V-Ausschnitt
With V to the victory