Vaterpyramide
Neuer Systematisierungsansatz zur Beschreibung
der Grundfaktoren positiv erlebter Väterlichkeit
Quelle: 1. Österreichischer Männerbericht
Auf einer Basis der Zusammenschau der projektiven Verfahren, der Interviews und
der Interaktionsanalysen lassen sich aus der Perspektive der Kinder und
Jugendlichen folgende Gestaltungsfaktoren einer guten Lebenswelt Vater-Kind bzw.
nachstehende Erlebnisqualitäten positiver Väterlichkeit ableiten.
Ihrer Form der Darstellung wegen wird diese Zusammenstellung der Faktoren auch
„Vaterpyramide“ genannt. Die „Vaterpyramide“ zielt darauf ab, die Grundfaktoren
positiv erlebter Väterlichkeit in einer klaren, nachvollziehbaren Systematik
darzustellen.
Das Fundament von positiv erlebter Väterlichkeit bilden folgende Faktoren, die auf
eine gute Vater-Kind-Beziehung einen maßgeblichen Einfluss ausüben oder diese
begründen.
Auf diesem Fundament, auf dieser ersten Ebene, baut sich positive Väterlichkeit in
Form der Vaterpyramide auf. Weitere Faktoren sind ebenfalls von maßgeblicher
Bedeutung, sie verändern jedoch während der Entwicklung des Kindes stärker ihre
Form, sie sind mehr im Zeitverlauf zu betrachten. Der Altersangemessenheit der
eingebundenen Faktoren und ihrer entwicklungsgemäßen Ausformung sollte
besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Folgende Faktoren konnten auf der zweiten Ebene der „Vaterpyramide“ gefunden
werden:
Während die Basisfaktoren der ersten Ebene das Fundament bilden, erscheint es
wichtig, die Faktoren der zweiten Ebene der Pyramide verstärkt im zeitlichen
Entwicklungsverlauf zu sehen, innerhalb dessen wachsen diese Faktoren und sie
können sich kind- und jugendlichengerecht verändern. Dazu bedarf es
selbstverständlich auch einer komplementären Beziehung zwischen Vater und
Mutter.
Im Forschungsbericht „Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlichkeit und
männliche Identität“ – herausgegeben vom Bundesministerium für soziale Sicherheit,
Generationen und Konsumentenschutz – kann die erweiterte Darstellung der
„Vaterpyramide“ mit Hilfe der Interaktionsanalyse und der qualitativen Interviews mit
den Kindern und Jugendlichen nachgelesen werden.
Zusammenfassend ist zum Kapitel „Vaterpyramide“ zu sagen: Letztlich ist die
Beziehung zwischen Vater und Kind das Grundelement in der Lebenswelt Vater-Kind
und die Essenz der positiven Väterlichkeit.
Ist dieses Band zwischen Vater und Kind stark genug (good enough – Winnicott
1992), überdauert die Verbindung Vater-Kind vieles: Ungünstige Erziehungsmoden,
die eventuelle Trennung des Vaters von der Mutter des Kindes, ...
Die Beziehungsqualität zwischen Vater und Kind spricht aus jedem Bild der
„Vaterpyramide“. Dies ist letztlich auch die Erklärung dafür, weshalb, wie im Kapitel
– „Die vier Persönlichkeitstypen von positiver Väterlichkeit“ – ausgeführt wird,
positive Väterlichkeit so viele verschiedene Gesichter haben kann.
Wie wurde diese „Vaterpyramide“ entwickelt?
Bei 25 Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 19 Jahren wurde mit Hilfe von
projektiven Verfahren festgestellt, ob sie positive Väterlichkeit erlebt haben, weiters
wurden mit diesen Kindern und Jugendlichen auch qualitative Interviews
durchgeführt. Ergänzt wurde diese Sicht – wie Kinder und Jugendliche positive
Väterlichkeit erleben – noch mit 10 Interaktionsanalysen (5 Väter mit jeweils 2
Kindern, meist Bub und Mädchen). Aus der Zusammenschau dieser kind- und
jugendlichengerechten Vorgehensweise wurde diese „Vaterpyramide“ entwickelt. Um
dieses Vorgehen ein Stück weit transparent zu machen, wird es nachfolgend
beschrieben und anhand eines Fallbeispiels erläutert.
Die Gesamtstudie „Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlichkeit und männliche
Identität“ hat gegenüber der Erstellung der „Vaterpyramide“ auf ein erweitertes
methodisches Instrumentarium zurückgegriffen: Erst wenn diese positive
Väterlichkeit gegeben war, wurden die dazugehörigen 25 Väter, 25 Mütter und 25
Großväter (wenn diese nicht verfügbar waren, die Großmütter) mit Hilfe von
qualitativen Interviews befragt. Abgerundet wurde diese Studie mit einer für
Österreich repräsentativen quantitativen Befragung, durchgeführt durch das Fessel-
GfK Meinungsforschungsinstitut.
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